Darf ein Vaterschaftstest heimlich durchgeführt werden?

Erfahren Sie bei uns ob ein DNA-Vaterschaftstest in Deutschland heimlich und anonym durchgeführt werden darf und was es dabei für Hürden gibt.

Heimliche Vaterschaftstests - also ohne Wissen und schriftlichem Einverständnis aller Beteiligten (möglicher Vater, Mutter sowie Kind) sind seit 1. Februar 2012 verboten. Bei Minderjährigen entscheidet der Erziehungsberechtigte bzw. das Jugendamt über das Einverständnis des Kindes.

Wer einen heimlichen bzw. anonymen Vaterschaftstest durchführen lässt, riskiert eine Ordnungswidrigkeit, welche mit bis zu 5.000 Euro bestraft wird. Labore, welche sich dem widersetzen, riskieren eine Geldbuße von bis zu 300.000 Euro. Strafbar im Sinne des Strafgesetzbuches (Stgb) hingegen macht man sich mit einem geheimen Abstammungstest derzeit nicht.

Seit 1.2.2010 gilt in Deutschland das Gendiagnostikgesetz, welches nicht nur eine Regelung für heimliche Vaterschaftstests eingeführt hat, sondern auch für vorgeburtliche Vaterschaftstests, welche in Deutschland nur noch nach Sexualdelikten sowie eingehender Beratung möglich sind.

1. Hürde: Labore
Sollte dennoch von einem der Beteiligten ein heimlicher DNA-Vaterschaftstest forciert werden (durch heimliches Einsammeln von Proben), so wird jedes zertifizierte deutsche Labor diese Proben ohne unterschriebene Einverständniserklärungen der Beteiligten nicht analysieren. Sollte diese Einwilligung gefälscht werden, wird neben der oben genannten bußgeldbehafteten Ordnungswidrigkeit eine Straftat durch Urkundenfälschung begangen.

Der Vollständigkeit halber sei erwähnt, dass es auch nicht zertifizierte Labore in Deutschland und auch Labore im Ausland gibt, welche den Test auch ohne Vorliegen der Einwilligungen durchführen.

2. Hürde: Gericht
Selbst wenn man es realisiert hat, Proben zu beschaffen und diese mit einem DNA-Vaterschaftstest analysieren zu lassen, so hat diese Erkenntnis keine Beweiskraft vor Gericht. Eine rechtliche Vaterschaft kann dadurch nicht angefochten oder erzwungen werden. Im Gegenteil wird bei Versuch der Geltendmachung mit hoher Sicherheit das Ordnungswidrigkeitsverfahren eingeleitet.

Die gewonnene Information ist demnach nur für den persönlichen Gebrauch und somit wertlos.

Achtung bei ausländischen Anbietern
Selbst wenn ausländische Anbieter (z.B. aus Österreich oder den Niederlanden/Holland) mit Angeboten wie "Vaterschaftstest heimlich durchführen lassen" werben, so verrät ein Blick in die AGB oder die rechtliche Belehrung meist, dass das Labor laut den vor Ort gültigen Gesetzen handelt und der Kunde sich den möglichen rechtlichen Konsequenzen in seinem Land bewusst sein sollte.

Kosten: Aufpreis für forensische Sonderproben
Da man einer heimlich zu testenden Person schwerlich zu einem Mundschleimhautabstrich oder einer Blutabnahme überreden kann, müssen sogenannte forensische Proben gesammelt und eingeschickt werden. Dies sind z.B. Zahnbürste, Zigarettenstummel, Taschentuch mit Blut oder Nasensekret, Kaugummi, Trinkglas, Haare mit Haarwurzeln, Sperma. Da die Extraktion der DNA aus diesen Proben aufwändiger ist, muss hierfür meist ein Aufpreis zum normalen Preis bezahlt werden. Heimliche Tests sind somit nicht nur verboten, sondern auch teurer.

Andere Möglichkeit
Wenn man sich als Mann sicher ist, dass das Kind nicht von einem selbst stammt, sondern ein Kuckuckskind ist, kann man versuchen, eine Vaterschaftsanfechtung durchzuführen. Hierfür müssen konkrete Gründe vorgebracht werden. Reine äußerliche Merkmale genügen hier nicht.

In jedem Fall sollte man das Thema und seine Zweifel mit dem Partner offen ansprechen und keinen geheimen Vaterschaftstest machen. Sollte der Partner nichts zu verbergen haben, ist zwar das Vertrauen etwas erschüttert, jedoch sollte ein positiver Vaterschaftstest den Familienfrieden langfristig eher sichern als permanent nagende Zweifel und Misstrauen. Noch einmal eindringlich: Einen heimlichen Vaterschaftstest zu machen, schafft mehr Ärger als man es in seiner Situation vermutet. Ein offenes Gespräch - und wenn dieses nicht den gewünschten Erfolg bringt - der Gang zum Anwalt sind in unserer zivilisierten Gesellschaft immer vorzuziehen.

Heimliche Geschwistertests
Auch für Geschwistertests und andere Verwandtschaftstests ist laut Gendiagnostikgesetz die Einwilligung aller Personen, von denen genetische Proben untersucht werden sollen, notwendig. Liegen diese nicht vor oder wurden gerichtlich angeordnet, sind DNA-Tests verboten.

Fazit: Heimlicher Vaterschaftstest
Wenn Sie eine Bestätigung für eine Vaterschaft haben bzw. Ihre Zweifel daran untermauern wollen, können Sie durchaus auf heimlichem Weg an diese Information kommen - z.B. über Anbieter und Labore im Ausland. Aber: Ein heimlicher Vaterschaftstest ist und bleibt für deutsche Staatsbürger trotzdem verboten! Sie können damit 1. keinerlei Ansprüche geltend machen und bringen sich 2. in Gefahr, dafür ordnungsrechtlich belangt zu werden. Wir empfehlen Ihnen daher dringend, wenn Sie berechtigte Zweifel haben, diese zunächst ernsthaft zu klären und - wenn dies zu keinem Erfolg führt - sich an den geltenden Rechtsweg zu halten.


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