Seltenes DNA-Phänomen: Mann ist gleichzeitig Vater und Onkel eines Kindes

Ein Paar in den USA wollte gern noch ein zweites Kind haben. Es entschied sich dabei für eine künstliche Befruchtung, alles klappte und das Kind wurde geboren. Eine routinemäßige Blutgruppenuntersuchung deckte allerdings auf, dass es theoretisch nicht das Kind der Eltern (beide Blutgruppe A) sein kann, denn es hat Blutgruppe AB. Dann begann die aufreibende Suche nach der Ursache.

Ein durchgeführter DNA-Vaterschaftstest schloss die Vaterschaft des Mannes aus. Auch eine Wiederholung ergab das gleiche Resultat. Eine Untreue der Frau konnten die beiden ausschließen. Also lag der nächste Verdacht auf der DNA-Klinik. Aber auch diese wies die Schuld von sich und konnte eine Verwechslung kategorisch ausschließen.

Es wurde anschließend ein gründlicherer DNA-Test durchgeführt. Dieser ergab, dass der Onkel der Vater sein könnte, da Mann und Sohn nur 25 Prozent der DNA teilen - das ist bei Onkel, Nichten und Neffen die Regel. Richtige Väter und Söhne hingegen teilen bis zu 50 Prozent ihrer DNA. Da eine Untreue der Frau wie beschrieben ausgeschlossen werden konnte, wurde nun das Sperma des Vaters genauer untersucht.

Die Spermienuntersuchung ergab, dass 90 Prozent davon seine eigene DNA (das Hauptgenom) trugen und 10 Prozent die seines ungeborenen Zwillingsbruders (ein untergeordnetes Genom), der ihm diese sozusagen gespendet hat. Damit war die Ursache gefunden. Der Mann hatte im Mutterleib die DNA dieses Zwillingsbruders aufgenommen. Der Genetiker Barry Starr spricht hierbei von einer menschlichen Chimäre - also ein Individuum mit unterschiedlichen Genen. Wissenschaftler bezeichnen den Vorgang als feto-fetale Transfusion.

Dessen Wahrscheinlichkeit liegt bei etwa 15 Prozent der Mehrlingsschwangerschaften. Zur Relation: Immerhin bei einer von 20 Zeugungen entstehen Zwillinge, aber nur bei einer von 40 Geburten kommt ein gesundes Zwillingspaar zur Welt. Beim Rest überlebt mindestens einer der Föten die Schwangerschaft nicht.

Übrigens nimmt der Körper auch nach Fehlgeburten, Bluttransfusionen und Transplantationen DNA-Zellen eines anderen Körpers auf, die bis zu mehreren Jahren im Körper verweilen können.


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